Über das Museum
Das Bergische Museum gibt es bereits seit 1928. Damals wurde es von Bürgern als Heimatmuseum Bensberg gegründet. Heute zeigt seine Ausstellung, wie die Menschen in unserer Region vor rund 150 Jahren gelebt und gearbeitet haben. Außerdem erzählen wir die Geschichte des hiesigen Erzbergbaus von den Römern bis zum Ende des aktiven Abbaus in den 1970ern. Ein Besuch lohnt sich!
Museumsgelände
Leben und Arbeiten im Bergischen
Foto: Bettina Vormstein
Das Museum am Burggraben des alten Bensberger Schlosses illustriert seit 1928 die Geschicke der Menschen in der Region.
Erfahren Sie, wie die typischen Bergischen Fachwerkhäuser gebaut wurden und wie der Alltag der Menschen im 19. Jahrhundert ausgesehen haben könnte.
Die Dauerausstellung erklärt Schritt für Schritt die mühsame Verarbeitung der Flachspflanze zum selbst gewebten Leinen.
In unserem neu angelegten Bauerngarten finden sich historische Gemüse-, Obst- und Kräutersorten aus dem Bergischen Land.
Zink und Blei statt Kohle
Foto: Bettina Vormstein
Das Bergische Museum ist Ihr Anlaufpunkt für alle Fragen rund ums ehemalige Bensberger Erzrevier: In unserer Dauerausstellung wird die Blütezeit des Erzbergbaus im 19. und 20. Jahrhundert lebendig.
Einzigartige Exponate veranschaulichen, wie Zinkblende und Bleiglanz abgebaut wurden.
Fotos und historisches Kartenmaterial zeigen, wie der Erzbergbau die Landschaft und das Leben in Bensberg und Umgebung prägte.
Viele Objekte stammen von der Grube Lüderich in Overath, die als letzte bis 1978 in Betrieb war.
So ging es unter Tage zu
Foto: Bettina Vormstein
Der begehbare unterirdische Besucherstollen erzählt hautnah vom harten Arbeitsalltag der Bergleute.
Wer wagt sich "unter Tage"? Seit den 1930er Jahren befindet sich im ausgebauten Keller des Museums ein täuschend echter Stollen.
Auf dem selbstverständlich ausgeleuchteten Rundgang sehen Sie Gerätschaften, die aus Gruben des Erzbergbaus stammen.
Bohrmaschine, Gezähe und Loren, Wasserhaltungsmaschine und Förderkörbe vermitteln, wie die anstrengende Arbeit der Bergleute unter Tage gewesen sein könnte.
So ging Handwerk früher
Foto: Bettina Vormstein
Fachwerkhäuser im idyllischen Außengelände zeigen Werkstätten traditioneller Handwerke.
Während unserer Museumssaison von Ostern bis November erwachen die Werkstätten zum Leben.
Lassen Sie sich Sonntag Nachmittags von unseren ehrenamtlichen Handwerkern zeigen, wie früher geschmiedet, gewebt oder gesponnen wurde. Auch für Führungen können unsere Handwerker angefragt werden.
Auch wenn die Werkzeuge ruhen, können Sie sich einen Eindruck verschaffen, wie die Arbeitsplätze von Kettenschmied oder Stellmacher früher aussahen.
Foto: Markus Bollen
Der Baum vereint sieben heimische Apfelsorten und steht für Toleranz und ein friedliches Miteinander.
Seit 1999 wächst und gedeiht auf dem Außengelände des Bergischen Museums ein ganz besonderer Apfelbaum.
Seine sieben vom Aussterben bedrohten bergischen Apfelsorten stehen für sieben bedeutende Weltreligionen: Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Zoroastrismus und die Bahá'i-Religion.
Jedes Frühjahr feiern Vertreter dieser Religionen zusammen das Apfelblütenfest unter dem Baum als Symbol für Völkerverständigung, Friede und Toleranz.
Hier passiert allerhand
Foto: Bettina Vormstein
Bei Führungen, Workshops, Vorträgen und dem alljährlichen Museumsfest werden Ortsgeschichte und traditionelles Handwerk wieder lebendig.
Von Bienen-Sonntagen bis zu Backtagen: Im Museum ist das ganze Jahr über etwas los.
Unser Veranstaltungsprogramm informiert Sie über unsere Familien-Aktionstage, öffentliche Führungen, Ferienangebote, Vorträge und Seminare. Nicht verpassen: Unser alljährliches Museumsfest am ersten Sonntag im August!
Unser Angebot für Gruppen, Schulklassen und Kindergärten finden Sie unter Bildung und Vermittlung.
Wir freuen uns auf Sie.
Sammlungseinblicke
Archivschrank im Bergischen Museum
Foto: Bergisches Museum
Neuigkeiten aus dem Sammlungsmanagement
von Dr. Sibylle Friedrich
In den vergangenen Monaten hat sich wieder viel in den Sammlungen des Museums getan. Das meiste geschieht, ohne dass Besucherinnen und Besucher etwas davon mitbekommen.
Der Ist-Zustand der analogen Sammlung ist zwar hervorragend, jedoch nicht in allen Bereichen abrufbar. Um das Museum attraktiv für interessierte Besucher zu gestalten sowie zukunftsfähig in der Zusammenarbeit mit anderen Museen und für Fachpublikum zu machen, entsteht ein für das Museum durch das Modelprojekt „Sammlungsdigitalisierung“ maßgeschneidertes Digitalisierungskonzept.
Hierzu gehört nicht nur die Arbeit am Computer, sondern auch am Archivgut. Zum Schutz der Bestände vor Beschädigungen wurde das Fotoarchiv zur Objektsammlung fachgerecht umgelagert und dabei schriftlich erfasst. Ebenfalls konnte in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv ein großer Teil der Dia-Bestände digitalisiert werden. Auch die Migration der Daten unterschiedlicher Datenträger aus verschiedenen Jahrzehnten schritt voran.
Die intensive Auseinandersetzung mit den Beständen ermöglicht den Schritt in die digitale Zukunft, einhergehend mit neuen Möglichkeiten der Präsentation und Interpretation unseres Kulturerbes.
Und zu guter letzt durfte das Museum einige ausgewählte Schenkungen entgegen nehmen, die die Sammlung auf das Feinste ergänzen. Wir danken dafür!
Das Projekt erlaubt tiefe Einblicke in die Sammlungsgeschichte
Foto © Sibylle Friedrich
Erfassung der archäologischen Sammlung des Bergischen Museums hat begonnen
von Dr. Sibylle Friedrich
Nur wenigen ist bekannt, dass zu der umfangreichen Sammlung des Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe auch eine archäologische Abteilung gehört, denn ausgestellt ist sie nicht.
Vielmehr schlummern kleinere und größere Schätze aus ur- und frühgeschichtlicher, römischer und mittelalterlicher Zeit verborgen im Depot. Es sind zumeist Töpfe, Krüge und Schalen aus Ton. Aber auch Steinbeile oder Metallwerkzeuge zeugen von dem Beginn der Sammlungstätigkeit des Museums ab den 1930er Jahren. Die Zusammenstellung der Objekte legt nahe, dass der Bildungsauftrag des Museums anfänglich über die Lokalgeschichte hinaus eine Übersicht der regionalen Geschichte darstellen sollte.
Eine umfassende Bestandsaufnahme der archäologischen Sammlung soll nun als Pilotprojekt zur Sammlungsdigitalisierung des gesamten Museumsbestandes dienen.
Alle vorhandenen Informationen zu den ca. 300 Gegenständen werden zusammengetragen und auf Vollständigkeit überprüft. Eine tabellarische Erfassung der schriftlichen und fotografischen Dokumentation erleichtert den Abgleich mit und die Zuordnung zu dem Objektbestand.
Die Darstellung der vorhandenen Informationen, die einher geht mit einer teilweisen Neubewertung einzelner Fundstücke, wird eine solide Basis für den Beginn der digitalen Erfassung des gesamten Sammlungsbestandes des Museums bilden.
Fahrmarken der Gruben Berzelius und Lüderich, Schenkung Herbert Stahl.
Foto © Bergisches Museum
Klein, aber oho – Fahrmarken aus Gruben des Bensberger Erzreviers
Von Sandra Brauer
Zu Jahresbeginn schenkte Herbert Stahl, langjährige Unterstützer des Museums und bekannter Bergisch Gladbacher Privatsammler, dem Museum die vier Fahrmarken aus seiner Sammlung. Die drei Marken der Grube Berzelius und eine Marke vom Lüderich veranschaulichen, wie diese kleinen Objekte zur Sicherheit der Bergleute unter Tage beitrugen.
Jeder Bergmann hatte eine eigene Markennummer. Zu Schichtbeginn erhielt er die Marke mit seiner Nummer bei der Markenkontrolle. Diese hingen übersichtlich an einem Brett aus. Die Marken gaben die Bergmänner vor Beginn ihrer Seilfahrt beim Aufseher ab, der sie der Reihe nach auf einen Drahtring steckte. Nach getaner Arbeit erhielten die Bergmänner ihre Marken wieder zurück, bevor sie den Förderkorb betreten durften. Danach brachten sie sie in die Markenkontrolle zurück.
So war nicht nur ganz eindeutig die Reihenfolge geklärt, in der die Bergmänner ihren Feierabend antreten konnten. Allerspätestens anhand der Lücken am Brett in der Markenkontrolle wurde ersichtlich, wenn nicht alle Bergleute ausgefahren waren.
Fahrmarken wurden weltweit im Bergbau benutzt und sind begehrte Sammlerobjekte. Vermutlich wurde das Verfahren in den 1890ern eingeführt, in vielen Betrieben jedoch bereits in der Zeit zwischen den Weltkriegen von Stempeluhren und Stechkarte abgelöst.
Holger Friedrich mit seiner Frau bei den Vorbereitungen für die Vorführung der Lokomobile im August 2021.
Foto: (c) Familie Friedrich
Zum Abschied
Lokomobile-Flüsterer Holger Friedrich ist verstorben
Sie zählt wohl zu den geduldigsten Geheimtipps unseres Museums: Jahrein, jahraus steht die Lokomobile im Eingangsbereich der Scheune und wartet auf ihren großen Einsatz, meist einmal im Jahr beim Museumsfest. Dann wird das gute Stück von 1907 mit vereinten Kräften vor die Scheune geschoben und von den fachkundigen Händen zum Leben erweckt, um mit dem schnurrenden Geräusch seines Viertakt-Ottomotors von der Kölner Gasmotoren Fabrik-Deutz AG Jung und Alt zu beeindrucken.
Leider wird die Lokomobile ab jetzt vergeblich auf Holger Friedrich warten, da dieser am 11. Januar 2022 verstorben ist. Das Team von Museum und Förderverein bedauert seinen Verlust sehr. Herr Friedrich hat sich mit seinem unerschöpflichen Fachwissen über historische Deutz-Motoren, seinem weitverzweigten Netzwerk und seiner pragmatischen und unkomplizierten Art dafür gesorgt, dass die Lokomobile wieder so gut in Schuss ist, wie sie sich heute im Museum präsentiert. Bei den Vorführungen stellte er sich gerne den Fragen der Besucherinnen und Besucher, während er weiter an der Maschine bastelte und sich um die Pflege des Motors kümmerte. Zuletzt unterstützte er die Recherche zur Sonderausstellung „Querfeldein – Bewegende Geschichte(n)“, die bis zum 18.09.2022 im Museum zu sehen war. Bei dieser Station erfuhren Interessierte mehr darüber, wie Lokomobilen dazu beitrugen, Motoren den Weg zum Einsatz u.a. in Landwirtschaft und Bergbau zu ebnen. Unsere Museums-Lokomobile wurde von ihrem Vorbesitzer bis nach dem zweiten Weltkrieg in der Forstwirtschaft im Westerwald eingesetzt. Wir hoffen sehr, dass auch in Zukunft die Lokomobile wieder den Weg für ihren großem Einsatz vor die Scheune findet, um die gute Arbeit von Holger Friedrich in seinem Sinne fortzusetzen.
Foto: Jürgen Vogel / © LVR-Landesmuseum Bonn
Eisenzeitlicher Bergbau am Lüderich? Neue Erkenntnisse zu alten Werkzeugfunden.
von Sandra Brauer
Seit 1935 befindet sich eine kleine Sammlung von Gezähe im Besitz des Bergischen Museums, das aus dem Bergbau vor 1800 stammt. Das Bergmannswerkzeug wurde auf der Grube Lüderich gefunden, irgendwann zwischen den 1890er und 1920er Jahren, und dann 1935 dem damaligen Bensberger Heimatmuseum geschenkt.
Die Sammlung ist seit Jahrzehnten im Obergeschoss des Museums ausgestellt und ist nun bereits zum zweiten Mal für eine Überraschung gut: Einige der sehr gut erhaltenen Objekte sind wesentlich älter als bislang gedacht.
Die neuen Erkenntnisse sind das Ergebnis eines Projekts der Außenstelle Overath des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege. Seit 2020 untersuchten vier Fachleute den gesamten Fundkomplex. Neben einer Holzart- und Lederbestimmung wurden die Objekten detailliert erfasst. Bei der C14-Datierung von weiteren zehn Objekte dann die große Überraschung: Einer der Spaten aus Eichenholz datiert auf die Mitte des 4. bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. Auch eine weitere Datierung des zweiten, sehr ähnlichen Spatens bestätigt das sensationelle Ergebnis und zerstreute die stärksten Zweifel der Archäologen.
Damit sind diese beiden Objekte wesentlich älter als andere Stücke der Sammlung und weisen darauf hin, dass am Lüderich bereits in der Eisenzeit Bergbau stattfand. Für das Museum bedeuten diese spannenden neuen Erkenntnisse, dass die Ausstellungen zum hiesigen Bergbau komplett neu konzipiert werden müssen, um die neuen alten Schätze in das Licht zu rücken, das sie verdienen.
Foto: Michael Kremer
Wertvolle Rohstoffe und Kristalle
von Michael Kremer
Bergleute auf der ganzen Welt haben die Schätze, die sie aus der Erde gefördert haben, nicht nur wegen ihres Rohstoffwertes geschätzt, sondern sie waren ebenfalls von Formen und Farben fasziniert. Besonders schöne Handstücke wurden für Schausammlungen zusammengetragen.
Das Bergische Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe besitzt eine Gesteins- und Mineraliensammlung mit mehr als 2000 Objekten. Dieser Bestand setzt sich aus drei großen und zwei kleinen geschenkten Privatsammlungen zusammen.
Die Diversität der Fundstücke zeigt ein interessantes Spektrum sehr unterschiedlicher Minerale und Gesteine aus dem Erzgebiet um Bensberg und aller Welt.
Seit Ende 2020 werden die Sammlungen neu aufbereitet, gereinigt, teilweise nachbestimmt, beschrieben, digital katalogisiert und fotografiert. Dieser Prozess wird rund 2 Jahre dauern.
Parallel zu der Aufarbeitung wird das Museumsteam ein museumspädagogisches Konzept entwickeln, um die für das Bergische Gebiet so wichtige Rohstoffförderung anhand der vorhandenen Exponate erfahrbar zu machen.
Foto: Dr. Walther Schiebel
Ein moderner Handstein der Grube Lüderich
von Dr. Walther Schiebel
Mit „Handstein“ war ursprünglich eine besonders schöne kristallisierte Erz- oder Mineralstufe gemeint, welche der Bergmann wegen seiner handlichen Größe als Betrachtungsobjekt mit ans Tageslicht bringen konnte. In der Folge wird der Begriff Handstein für künstlerisch bearbeitete Erzstufen verwendet. Es handelt sich um einen Sockel, auf dem mit Baumharz Erz- und Mineralstufen montiert wurden, die ein Bergwerk mit seinen charakteristischen Fördererzen und Bergwerkszenen darstellt. Ab dem 16. Jahrhundert sind Handsteine aus dem Erzgebirge (St. Joachimsthal oder Schemnitz) bekannt.
Die im 16. Jahrhundert entstandenen Handsteine vereinten Natur und Kunst und es entstanden bizarre und aus kostbaren Mineralien und Kristallen gefertigte Anschauungsstücke. Diese wurden von wohlhabenden Bürgern oder Fürsten gesammelt und in deren Kunst- und Wunderkammern präsentiert.
Um die Fördererze (Zinkblende und Bleiglanz) und Mineralien der Grube Lüderich (bis 1978) nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, fertigte der Autor im Dezember des vergangenen Jahres einen modernen Handstein (30x30 cm, Höhe 35 cm, Gewicht 22kg) mit Schachtgerüst, Stollen, Grubenlok und Hunten an.
Fotos: (c) Bettina Vormstein
Frühjahrsputz in der Scheune
von Sandra Brauer
Auf Grund des wegen Corona ausgefallenen Museumsfestes 2020 wurde die freigewordene Zeit genutzt, um in der Scheune gründlich aufzuräumen und sauber zu machen und so diesen Teil der Ausstellung für Besucher und museumspädagogische Zwecke wieder zu erschließen.
Der komplette Inhalt der Scheune wurde ausgelagert und das leere Gebäude vom Staub der letzten Jahrzehnte befreit. Unter fachkundiger Anleitung der Diplom-Restauratorin Regina Klee haben sich insgesamt 12 Mitarbeiter über mehrere Tage hinweg an der sachgemäßen Reinigung sämtlicher Ausstellungsstücke beteiligt. Die Behandlung mit Staubsauger und Pinsel brachte einige wahre Schmuckstücke hervor, darunter ein gut erhaltener Löscheimer aus Leder, fünf Scheffel zum Abmessen von Getreide oder die Details der Butterfässer. Die Sammlungsgegenstände befinden sich nun wieder ihren angestammten Platz, der in den letzten Jahren verloren gegangen war, so dass eine eindeutige Zuordnung der Objekte zu den Erläuterungen wieder möglich ist.
Überraschungen gab es dabei genug: So stellte sich ein kleines, einfaches Holzobjekt, das seit Jahren bei der Butterherstellung lag, als ein Werkzeug zum Häuten von Großvieh heraus. Es stammt, wie die Mehrheit der in der Scheune versammelten Gegenstände, aus der Sammlung Reulecke. Doppelte oder zusätzliche Gegenstände wurden ins Außendepot verbracht, um die geringe Ausstellungsfläche nicht zu überfrachten. Außerdem ist die Beleuchtung durch zusätzliche Strahler in der Scheune verbessert worden.